von Dr. Amrei Bahr und Dr. Anna Soßdorf
„Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?“ Wer Wissenschaftler_innen reden hört, gewinnt schnell den Eindruck, dass Wissenschaft nach diesem Motto funktioniert. Schließlich ist die Sprache der Wissenschaft häufig sperrig, unverständlich und voller langer Wörter. Außerdem hat kein Mensch Spaß daran, so viele Fachbegriffe nachzuschlagen, oder?
Allerdings ist es wichtig, Wissenschaft für alle verständlich zu machen. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse helfen, die Welt besser zu verstehen und gut informierte Entscheidungen zu treffen – nicht nur während einer Pandemie.
Warum sind Wissenschaftler_innen eigentlich so schwer zu verstehen? Wer an sehr komplizierten und speziellen Phänomenen forscht, muss sich präzise ausdrücken, damit keine Missverständnisse entstehen. Außerdem reden Wissenschaftler_innen meist nur untereinander über ihre Forschung – mit Leuten also, die sich genauso gut auskennen wie sie selbst. Wie aber kann man Menschen, die vom Thema wenig Ahnung haben, helfen, die Wissenschaft trotzdem zu verstehen?
Hier kommt die Wissenschaftskommunikation ins Spiel. Dabei wird komplizierte Forschung so erklärt, dass möglichst jede/r sie verstehen kann. Diese Arbeit machen oft die Wissenschaftler_innen selbst, aber auch Wissenschaftsjournalist_innen oder die Pressestellen von Universitäten. Allerdings ist das gar nicht so einfach. Denn wenn man versucht, etwas Kompliziertes einfach zu erklären, kommt am Ende häufig etwas Falsches dabei heraus. Oder vielleicht nur noch die halbe Wahrheit.
Deshalb ist Wissenschaftskommunikation nichts, was man mal eben nebenbei machen kann: Sie muss gut geübt sein. Studierende sollten Wissenschaftskommunikation daher bereits im Studium erlernen und einüben. In unserem Seminar „Wissenschaftskommunikation im digitalen Raum – Studierende bloggen zu Teilhabe, Partizipation und Zugang“ passiert genau das.
Die Teilnehmer_innen dieses Seminars – 18 Studierende aus den Studiengängen Philosophie, Medien und Politik, Medien- und Kulturwissenschaften und Transkulturalität – schreiben hier keine 20 Seiten lange Hausarbeit, sondern kurze, allgemeinverständliche Blogbeiträge. Sie lernen, wie sie wissenschaftliche Inhalte für die Öffentlichkeit verständlich und interessant verpacken können. Die Beiträge, die entstehen, schaffen einen Zugang zu Wissenschaft und befassen sich auch inhaltlich damit, wie Menschen an Gesellschaft sowie Politik teilhaben können.
Unser Seminar umfasst vier Unterthemen, die alle auf Teilhabe, Partizipation und Zugang bezogen sind und zu denen jeweils ein Blogbeitrag entsteht: Fridays For Future, Gender & Race, Open Access und TikTok & Co. Die Studierenden arbeiten ihre Blogbeiträge in Gruppen aus. Anschließend unterstützen sie sich gegenseitig mit einem in der Wissenschaft bewährten Verfahren: der Rückmeldung durch Peers, Personen also, die dieselben fachlichen Kenntnisse haben wie die Verfasser_innen selbst.
Im ersten Blogbeitrag zu FridaysFor Future wird es zunächst einen kurzen Einblick in die Bewegung, ihre Entstehung und die Ziele der Aktivist_innen geben. Im Fokus steht dann die Frage, wer bei FridaysFor Future eigentlich aktiv mitdemonstriert. Den Artikel findet ihr ab dem 3.7. hier auf dem Blog!
Bei der Vorbereitung des Seminars haben wir sehr von einem Workshop zum Wissenschaftsbloggen von Susanne Geu profitiert — vielen Dank, liebe Susanne, für den wertvollen Input! Herzlich danken möchten wir auch Lukas Gallach und Jan Cloppenburg für ihre hilfreichen Kommentare und Anregungen zu einer früheren Version dieses Beitrags. Wir bedanken uns zudem für die Förderung des Seminars durch den eLearning-Förderfonds der HHU — damit konnten wir einen digitalen Seminarraum einrichten, der trotz Corona-Pandemie einen vielfältigen und lebendigen Austausch ermöglicht.