Fridays for Future – aber wie kann man wirklich die Zukunft ändern?

von Lena Ertel, Gertrude Holzke, Paula Martin, Kenzie El Bakry, Vivien Domagala und Sebastian Hofbauer

Fridays for Future geht jetzt seit 2018 auf die Straße. Müssen nun radikalere Maßnahmen ergriffen werden, um Ergebnisse zu sehen?

Lia, eine internationale Ansprechpartnerin für die deutsche FFF Bewegung, hat uns einen einmaligen Einblick in die Organisation der Klimaproteste gegeben. Sie erklärte uns die Entwicklung in der Öffentlichkeit, die Folgen der Klimakrise und Forderungen von FFF. Vor allem aber, warum es nicht mehr nur um das Klima geht.

„Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema […] plötzlich ein weltweites Thema geworden“

So äußerte sich ein sogenannter Profi, der damalige Kanzlerkandidat Armin Laschet, über den Klimawandel. Christian Lindner betonte noch 2019, der Klimawandel sei eine Sache für Profis, wie eben Herrn Laschet. Denn Schüler:innen könnten die Zusammenhänge nicht verstehen. 

An solchen Profis wollte sich die FFF-Bewegung allerdings nicht orientieren. Stattdessen zogen sie den Rat der sogenannten „Scientists for Future“ heran. Die fast 27.000 Expert:innen und Wissenschaftler:innen unterschrieben eine Stellungnahme, die beinhaltet, dass wir jetzt handeln müssen, um unseren Planeten zu retten und genau diese Forderung verfolgt auch die FFF-Bewegung. Sie sprachen damit ihre Achtung und Unterstützung für die Schüler:innen aus.

Aber wie entstand FFF überhaupt?

Die Fridays for Future Bewegung begann 2018 mit einem einzigen jungen Mädchen: Greta Thunberg. Den Namen haben wir wohl alle schon mal gehört und werden ihn so schnell auch nicht vergessen, denn das damals 15-jährige Mädchen hat unser Leben verändert.

Statt am Freitag zur Schule zu gehen, protestierte sie vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz. Unterstützung fand sie in einer Vielzahl von Schüler:innen, die sich gemeinsam für das Klima stark machen –  „wir streiken, bis ihr handelt!“

Forderungen nach einer Politik, die aktiv für die Menschen handelt

Fridays for Future ist von Kindern gegründet und bekannt gemacht worden, doch ihre Forderungen sind für die gesamte Bevölkerung von Relevanz. Um die Zukunft aller zu retten, fordern sie, dass die Politik endlich wach wird und Maßnahmen zur Erhaltung der Erde ergriffen werden. Dazu gehört das Einhalten des Pariser Klimaabkommens und die Erwärmung der Erde auf unter 1,5 °C zu begrenzen. Aber ist das überhaupt zu schaffen und wenn ja, wie?

Fridays for Future fordert das nicht nur, sondern hat auch konkret mit dem Wuppertaler Institut in einer Machbarkeitsstudie gezeigt, dass das Ziel erreichbar wäre. Durch Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Industrie, Verkehr und Energie kann die globale Erwärmung gebremst werden und jeder kann dazu beitragen. Gebäude haben aktuell den größten Energiebedarf, aber dadurch auch ein großes Potenzial der Verbesserung. Durch eine Kombination von Maßnahmen, Anreizen, Verboten und Ausbau von Fachkräften sollen Gebäude energetisch saniert werden und 100% durch erneuerbare Energien erwärmt werden können. Zur Energiegewinnung muss für das Erreichen des 1,5°C Ziels auf erneuerbare Energieformen wie Solar- und Windkraft umgestellt werden und die Industrie muss auf die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit von neuen Industrieanlagen achten. Der für viele Bürger:innen sicherlich wichtigste Bereich ist der Verkehr und auch dieser muss sich zum Abbremsen der Erwärmung stark verändern. Fridays for Future zeigt in der Machbarkeitsstudie eine Verkehrswende auf, die den Individualverkehr zurückstellt und vor allem auf Schienenverkehr setzt. Aber auch E-Autos können Teil der Verkehrswende sein. Mit dieser Studie macht die Gruppe zwar Mut, dass das Ziel noch in greifbarer Nähe ist, aber auch deutlich, dass die Zeit dafür begrenzt ist und die Bürger:innen und die Politik jetzt handeln müssen.

Forderungen an die neue Regierung

Um die Dringlichkeit ihrer Forderungen aufzuzeigen, hat die Bewegung ganz aktuell Forderungen an die neue deutsche Regierung formuliert. In diesen fordern sie unter anderem, dass die Politik konkret Gelder einplanen muss, um die CO2 Reduktion voranzutreiben, aber auch umweltschädliche Energiegewinnung nicht mehr zu subventionieren und nachhaltig aus dieser auszusteigen. Einher geht das mit dem Vorantreiben von nachhaltigen Energieformen und einer Mobilitätswende. Das alles soll in den ersten 100 Tagen nach der Regierungsentstehung geschehen. Es bleibt abzuwarten, ob auf die Bewegung und ihre wissenschaftlichen Studien reagiert wird. Um die Bedeutung dieser Forderungen hervorzuheben, kann jeder momentan dafür auf der Website von Fridays for Future seine Stimme abgeben (https://fridaysforfuture.de/). 

Einfluss der Corona Pandemie

Wenngleich es auch in den vergangenen Monaten, trotz der Corona Pandemie, einige Streiks der FFF-Bewegung gab, haben die aktuellen Inzidenzen großen Einfluss darauf, wie viele Menschen für einen Protest zusammenkommen können.

In digitalen Räumen ist der Austausch zwischen den Anhänger:innen trotzdem möglich, z.B.  durch neue Denk- und Diskussionsräume über Zoom oder WebEx. Diese Programme dürften wohl kaum jemandem mehr fremd sein – Online-Lehre und -Arbeit sei Dank! 

„Aber, warum kümmern die sich nicht einfach nur ums Klima?“

Zur FFF-Bewegung gehört mehr als nur Klima! Nur, wieso eigentlich?

Intersektionalität prägt die Klimaproteste der Schüler:innen, denn die verschiedenen Unterdrückungsmechanismen wirken zusammen. Die Bereiche Feminismus, Anti-Klassismus und Antirassismus spielen mit in das Klimathema ein, da die davon betroffenen Gesellschaftsgruppen deutlich mehr unter den Folgen des Klimawandels leiden. Verständlich also, dass alles einander irgendwie beeinflusst?

Du bist kein*e Schüler*in mehr, willst aber trotzdem helfen?

Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, da wir alle Opfer des Klimawandels sein werden. Aber auch wir alle können etwas dagegen tun! Indem wir unseren eigenen Konsum überdenken und gegebenenfalls verändern, aber auch indem wir Teil der Bewegung sind. Mittlerweile gibt es auch die Ableger-Gruppen „Parents for Future“, „Students for Future“ oder „Senioren for Future“ – hier ist für jede:n was dabei!

Radikalisierung von Kindern, um endlich etwas zu erreichen?

Es steht im Raum, ob die Bewegung Fridays for Future einen radikaleren Weg einschlagen müsse. Denn bis jetzt sieht es nicht so aus, als würden wir das 1,5 Grad Ziel erreichen. Was muss die Bewegung ändern? Was kann sie überhaupt ändern? Reichen Schüler:innen, die Angst um ihre Zukunft haben nicht mehr?

In der Bewegung selbst wird diskutiert, ob das wirklich der richtige Weg sein kann. Einige Ortsgruppen gehen, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, bereits einen radikaleren Weg. Andere Gruppen wiederum bleiben ihrem friedlichen Protest treu.

Fakt ist aber, dass die FFF-Bewegung wesentlich weniger Nachrichtenwert hat

Die Proteste sind nichts Neues mehr, nichts Exklusives. Sie erwecken kein riesen Aufsehen mehr. Diese Kinder, die auf die Straße gehen, um für ihre Zukunft zu kämpfen, sind zur Normalität geworden. Und das obwohl das Klimathema immer noch aktuell und akuter als je zuvor ist.

Die Frage ist nun, ob das Problem des Klimawandels nicht auch zu einem Problem unseres Systems und unserer Gesellschaft geworden ist? Wie kann es normal sein, dass Kinder ihre Bildung einschränken, damit sie eine Zukunft haben und die Verantwortlichen währenddessen immer noch nichts ändern?

Ausblick

Um den Klimawandel zu entschleunigen und die voranschreitende Zerstörung der Natur zu stoppen, reicht ein lokaler bis nationaler Diskurs nicht aus. Die einzige Lösung ist ein globaler Austausch, denn jede:r kann zu dieser Thematik beitragen und jede:r leidet unterschiedlich unter den Folgen der aktuellen Entwicklung. Eine globale Gesellschaftsveränderung kann nur bewirkt werden, wenn alle Menschen einen Beitrag dazu leisten.

Quellen:

https://fridaysforfuture.de/

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