von Melina Hartmann
Museen sind nicht nur wichtige Initiatoren gesellschaftlicher Debatten, um Themen wie Umweltschutz und Klimawandel voranzutreiben, sondern können selbst einen aktiven Beitrag dazu leisten und zugleich ihrer öffentlichen Vorbildfunktion als Ideengeber einer nachhaltigen Gesellschaft gerecht werden. Betrachtet man Kulturinstitutionen aus Perspektive der ökologischen Nachhaltigkeit sind Museen wesentliche CO2-Produzenten. Dies betrifft nahezu alle Aufgabenbereiche eines Museums – von der Ausstellung und Konservierung über den Transport und die Logistik bis hin zu Bau und Sanierung.
Im Workshop Museen im Klimawandel – Organisieren, handeln und mobilisieren für (mehr) Klimaschutz im Museum zeigte Sina Herrmann, Projektleiterin beim Deutschen Museumsbund, konkrete Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der täglichen Museumsarbeit auf und gab uns Teilnehmenden Kommunikationsmethoden zur direkten Umsetzung an die Hand.
© Katharina Reher
Deutsche Museen sollen nachhaltiger werden – Die Rolle des Deutschen Museumsbundes
Dass die Entwicklung von Strategien für den ressourcenschonenden Betrieb von Museen ein notweniger Schritt ist, hat man auch auf politischer Ebene erkannt. Spätestens seit der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanzierten Arbeitsgruppe im Jahr 2021 zeigt sich, dass Klimaschutz auch im Bundeskulturressort eine hohe Priorität hat. Der Deutsche Museumsbund erarbeitet dazu unter Beteiligung von Bund, Ländern und Kommunen konkrete Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Museen. Der im Mai 2023 erschienene Leitfaden stellt ökologische Mindeststandards vor und ist nur ein Teil der Projektphase, um den Austausch über einen Zertifizierungsprozess anzustoßen. Dabei nimmt der Deutsche Museumsbund gleichermaßen die ökologische, aber auch die soziale und die ökonomische Dimension in den Blick, und orientiert sich an den 17 Zielen zur nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen, den Sustainable Development Goals (SDGs).
„Ihr Auftrag, unser gemeinsames Kunst-, Natur- und Kulturerbe für die Zukunft zu bewahren, macht Museen per se zu nachhaltig agierenden Institutionen.“ – Deutscher Museumsbund
Klimaschutz konsequent verankern
Doch wie bei allen anderen Unternehmen sehen sich auch Museen mit den Auswirkungen auf das Klima konfrontiert. Durch Emissionen und Ressourcen, die sie verbrauchen, hinterlassen Museen einen ökologischen Fußabdruck, der nicht ignoriert werden darf. Zu den größten CO2-Emissionsquellen im Museum zählen unter anderem der Publikumsverkehr und der Energieverbrauch. Aber auch in den Bereichen Material, Abfall, Bau und Sanierung sowie in der Bildung und beim Ausstellen und Archivieren besteht Handlungsbedarf.
In der Rolle eines/ einer Nachhaltigkeitsbeauftragten wurden innerhalb des Workshops Nachhaltigkeitskonzepte für (fiktive) Museen entworfen. Sina Herrmann ermutigt die Teilnehmenden besonders positiv, kreativ und enthusiastisch an die Aufgabe heranzugehen. Schließlich würden viele tolle Ideen bereits scheitern, weil man dazu neige, eine „Nein, aber…“ anstatt eine „Ja und…“-Haltung einzunehmen. Dabei gehe es im Grunde erst einmal darum, einen Startpunkt zu finden und bereits kleine Schritte zu implementieren.
© Katharina Reher
Die Arbeitsgruppe für das Spaßmuseum Glückstadt entwickelte beispielsweise die folgenden Ideen für ein verbessertes Nachhaltigkeitskonzept: Ausbau des Fahrradwegenetzes, damit Besuchende das Museum besser erreichen, verringerte Eintrittspreis für Besuchende, die mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisen, spezielle Bildungsprogramme, um bereits Kinder für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und regionale, vegane Lebensmittel für das angrenzende Café.
Vorteile für strategisches Nachhaltigkeitsmanagement
Die Museen stehen vor mehreren Herausforderungen, die die Umsetzung nicht einfacher machen. Sie beherbergen wertvolles und altes Kulturgut, das oft aufwendig geschützt werden muss. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und Licht müssen passen und das kann sehr energieintensiv sein. Oft fehlen auch finanzielle Mittel.
Doch vor allem Museen können Katalysatoren einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft sein, indem sie neue Werte vermitteln und Menschen dazu befähigen, ihre Rolle beim Klimaschutz zu verstehen und einzunehmen. Das motiviert Projektleiterin Sina Herrmann immer wieder aufs Neue. Zugleich erinnert sie daran, dass man bereits mit einer guten Nachhaltigkeitskommunikation viel erreichen kann. Das Wichtigste sei es, die Maßnahmen zielgruppenspezifisch, möglichst einfach und verständlich sowie positiv und werteorientiert zu kommunizieren.
© Deutscher Museumsbund und SDGS
Zu Sina Herrmann:
Sina Herrmann studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Kunstvermittlung und Kulturmanagement an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach ihrem wissenschaftlichen Volontariat im Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg, Nähe Frankfurt, hat sie sich vermehrt für die betriebsökologischen Prozesse im Museum interessiert und sich daraufhin zur Transformations- und Nachhaltigkeitsmanagerin weiterbilden lassen. Seit 2022 leitet sie das Projekt „Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum“ beim Deutschen Museumsbund.
Zur Autorin:
Melina Hartmann ist Studierende im Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement an der HHU Düsseldorf und bildet gemeinsam mit Katharina Reher und Nienke Wüst das Team Dokumentation, welches das Düsseldorfer Symposium zur Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur inhaltlich nachbereitet.