von Mara Janaschek
Teil 4 unserer Reihe zur Sammlungsarbeit – denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung!
Ausstellen und Vermitteln
Zweck des Ausstellens ist, vorhandene Sammlungen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei werden Objekte in immer wieder neue thematische Kontexte gebracht. Zur Erschließung der Ausstellung dient die Vermittlung. Zusammen mit der Bildung ist sie ein fester Bestandteil der Museumsaufgaben nach der Definition des Internationalen Museumsrates ICOM. Herkömmliche Vermittlungsformate, wie Objektbeschriftungen, Kataloge, öffentliche Führungen und Vorträge wurden durch den technischen Fortschritt erweitert.
Die Sichtbarmachung der musealen Arbeit für Besucher*innen findet in erster Linie über Ausstellungen statt. Welche Bedeutung haben Ausstellungen jedoch aus der Sicht der Ausstellenden?
Dieser Artikel befasst sich mit der Relevanz von Ausstellungen für Museen. Neben der Präsentation eines Objektes für die Öffentlichkeit ist es ebenso wichtig, Wissen zu einem Objekt so aufzubereiten, dass der/die Besucher*in etwas über das Objekt lernt und versteht. Die Bedeutung der Objekte und ihren Zusammenhang verständlich zu machen, ist Teil eines Vermittlungskonzepts.
Eine weitere Funktion von Ausstellungen ist die Repräsentation der Institution. Repräsentation gegenüber der Gesellschaft und den Geldgebern. Abgesehen von einer Schwerpunktlegung geht es hierbei auch um eine gesellschaftliche Positionierung und Zielgruppenorientierung. In dieser Betrachtung kann eine Ausstellung als ein Teil des Gesamtmarketings einer Institution dienen. All die genannten Funktionen beziehen sich sowohl auf analoge als auch auf digitale Ausstellungen und deren Vermittlungskonzepte.
Welche Vor- und Nachteile haben digitalen Ausstellung?
Vorteil digitaler Ausstellungen ist Vergrößerung der Reichweite einer Institution. Durch das Internet und Vernetzung ist es möglich, zu jeder Zeit und an fast jedem Ort auf digitale Ausstellungen zuzugreifen. Allerdings müssen digitale Ausstellungen so konzipiert werden, dass sie userfreundlich angelegt und leicht erschließbar sind. Möglich wird dies, vor allem durch das Scrollytelling-Format in unserer Ausstellung. Dabei handelt es sich um eine Wortschöpfung aus „scrollen“ und „Storytelling“, die ein Ausstellungdesign in Form einer langen Seite beschreibt, die von oben nach unten betrachtet werden kann.
Ein weiterer Vorteil der digitalen Ausstellung ist an Objekte näher heranzoomen zu können. Allerdings findet sich hier auch der Nachteil digitaler Ausstellungen und Vorteil analoger Ausstellung, dass – im besonderen Hinblick auf unsere Ausstellungsobjekte – ein sinnliches Erleben durch das Umblättern, den Geruch und die Haptik der einzelnen Seiten und möglicherweise auch durch den Raum (die Bibliothek) ausbleibt. Einen solchen Eindruck von den Objekten könnt ihr nach Anmeldung im Sonderlesesaal der ULB erhalten, in den ihr einzelne historische Bücher zur Ansicht bestellen könnt. Überdies wird aktuell im Foyer der Bibliothek eine Auswahl unserer Exponate in Vitrinen gezeigt, so dass jede*r die Bücher zugleich analog und digital sehen kann.
An dieser Stelle möchten wir euch herzlich dazu einladen, diese parallele analoge Ausstellung der Bücher in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf zu besuchen, die bis Mitte Oktober 2021 zu sehen ist!
In der digitalen Ausstellung schafft ein spezielles Vermittlungselement eine besondere Atmosphäre: professionelle Schauspieler*innen haben Textpassagen eingesprochen und erwecken damit die ausgestellten Objekte zum Leben. Hier könnt ihr hinter die Kulissen schauen.
Einer der wichtigsten Punkte einer Ausstellung ist die Interaktion zwischen den Menschen. Ob nun Gespräche zwischen Besucher*innen oder mit Fachpersonal – dies kann die analoge Ausstellung eindeutig besser bieten als die digitale. Aus diesem Grund möchten wir euch auf die Kommentarmöglichkeit des Blogs am Ende jeder Seite hinweisen, die ihr nutzen können, um Fragen zu stellen, Anregungen zu geben oder sich über die einzelnen Themen auszutauschen.Obwohl es zunächst einfach klingen mag, eine Ausstellung digital zu konzipieren, muss bedacht werden, dass hier ein großes technisches Know-How benötigt wird. In unserer Ausstellung haben wir die Ausstellungs-Software der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB), DDBStudio, verwendet. Die DDB ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bund, Ländern und Kommunen und hat die Aufgabe, ein „nationales Portal für digitalisierte Kunst- und Kulturgüter zu schaffen“. Dies ist in Anlehnung an die europäische digitale Bibliothek Europeana zu verstehen.
Auf der Internetseite der DDB findet sich auch eine Datenbank, in der Informationen und Digitalisate von Büchern, Archivalien, Bildern, Skulpturen, Kompositionen und Filmen zu finden sind. Als Netzwerk deutscher Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen soll dieser Fundus helfen, Deutschland in Bezug auf Wissenschaft, Forschung und Bildung anschluss- und wettbewerbsfähig zu halten. Als zentrales nationales Portal macht es einzigartiges kulturelles Erbe und Wissen gebündelt frei zugänglich.
Die Vielfalt an Wissen findet sich in unserer Ausstellung wieder. Es kann ein Einblick in das Thema Illustration gewonnen werden. Dabei geht es nicht nur um dekorative Bilder, sondern in verschiedenen Sektionen der Ausstellung auch um ihre Entstehung (Entwerfen Zeichnen Drucken und Im Kreis der Kinderbuch-Künstler) und die vielfältigen Inhalte und ihre Rezeption (Fabulieren, Spielen, Musizieren, Leben und Lernen und Betrachten, Besprechen, Bemalen).Die Ausstellung Tiere auf Papier entstand in Kooperation der Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Auch sie wurde von Student:innen kuratiert. Gezeigt werden vielfältige Bilder von Tieren und Mischwesen aus Büchern, die verschiedenen Zeiten und Kulturen angehören und sich im Bestand der Berliner Staatsbibliothek befinden. Die Illustrationen sind Lehr- und Arzneibüchern sowie Manuskripten entnommen, die unter anderem aus den Niederlanden und Japan stammen. Im Vergleich zu unserer Ausstellung liegt der Fokus auf einem Motiv, nicht auf einer Objektgattung.
Ein vergleichbares Format, jedoch ein anderes Tool nutzt die Ausstellung Now & Then – Contemporary Illustrators and their childhood Art Die Ausstellung wurde 2019 von dem Museum The Eric Carle Museum of Picture Book Art in Massachusetts mit der der Software Microsoft Sway erstellt. Gezeigt werden 19 Kinderzeichnungen von Illustrator*innen im direkten Vergleich mit ihren veröffentlichten Werken. Die Ausstellung zeigt somit den Prozess oder die Entwicklung von Illustrationen einzelner Illustrator*innen und Buchkünstler*innen. Sie entstand parallel zu einer analogen Ausstellung, wurde von Illustrator*innen kuratiert und richtet sich gleichermaßen an Erwachsene und Kinder. Die Entwicklung und eine wechselseitige Beeinflussung der Buchillustratoren, wird auch in unserer Ausstellung aufgegriffen. Ihr könnt dies in der Ausstellungsektion Im Kreis der Kinderbuch-Künstler betrachten. Dabei lernt Ihr einzelne Künstler und Schriftsteller und ihre Verbindung zueinander kennen. Wo haben die Maler sich getroffen? Wer hat wen beeinflusst? Wer hat mit wem kooperiert? Und was hat eigentlich Clemens Brentano damit zu tun? Auf alle diese Fragen und noch viele mehr findet ihr in unserer Ausstellung Antworten.
Links zur Lektüre:
– Deutscher Museumsbund / ICOM: Standards für Museen, Berlin / Kassel 2006.
– Spohr, Julia; Westermann, Lidia: Bildung und Vermittlung digital. Virtuelle Ausstellungen in der Deutschen Digitalen Bibliothek. In: Bildung und Vermittlung digital. Virtuelle Ausstellungen in der Deutschen Digitalen Bibliothek, 15.12.2020.
Titelbild aus: Heinrich Grünwald / Johann Baptist Sonderland, Orbis Pictus, Düsseldorf 1841 © Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Vom 28.6. bis zum 31.12.2021 konntet ihr unsere Ausstellung Kunst für Kinder. Illustrationen aus dem Umfeld der Kunstakademien in Düsseldorf und Dresden online betrachten – und hören! Bis Dezember 2021 veröffentlichten wir mit Hilfe der Bürgeruniversität das digitale Begleitprogramm mit Bildern, Blogeinträgen und Podcasts zur Ausstellungsentstehung und einzelnen Themenbereichen.
Kontakt kunstfuerkinder@hhu.de