Man lernt nie aus! Digitale Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene

von Larissa Cristiane Gößmann, Anna Katharina Juliane Kuck, Lea Simmert und Nastassia Marlen Braun

Nachdem sich unser Seminar im letzten Blogpost mit der Bedeutung digitaler Bildung und Souveränität, sowie mit Medienkompetenz vor allem für Kinder und Jugendliche vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie beschäftigt hat, betrachten wir diese Woche digitale Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene. Denn eine Gesellschaft, die sich im andauernden digitalen Wandel befindet, setzt stetiges Lernen voraus! Was heißt das genau? Welche Möglichkeiten und Hürden bringt das mit sich? 

Lernvideos und erweiterte Realität

Fangen wir mit etwas an, was den meisten sicherlich bekannt sein wird: Lernvideos. Wann habt ihr zuletzt auf digitale Möglichkeiten zurückgegriffen, um euch neues Wissen anzueignen? Wer kennt es nicht: man hat in der Schule bestimmte physikalische oder chemische Abläufe nicht verstanden und schaut sich auf YouTube ein Video von simpleclub, maiLab oder Kurzgesagt an. Solche Lernvideos werden auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt, denn durch diese können Vorgänge, die mit einfachen Worten nicht erklärt werden können, einfach abgebildet werden. Zudem bieten sie den Vorteil, dass sie weniger von dem Lernenden selbst verlangen.

Erweiterte Realität (Augmented Reality) ist ein Begriff, bei dem wahrscheinlich nicht bei jedem sofort ein Licht aufgeht. Dabei mag der ein oder die andere schon in Form von Pokémon Go damit in Kontakt gekommen sein. Der Begriff bezeichnet den Vorgang, bei dem die Lernenden mithilfe einer VR-Brille Informationen über ihre Umgebung erhalten. In bestimmten Berufen und Bereichen ist das bereits eine verbreitete Form der beruflichen Weiterbildung. So kann dies unter anderem bei der Reparatur für technische Geräte eingesetzt werden. Zum Beispiel nutzen Wartungstechniker der US Airforce diese Technik bereits.

Massive Open Online Courses (MOOCs) – Lernen unabhängig von Ort und Zeit

Massive Open Online Courses (MOOCs) sind offene Online-Kurse. Das bedeutet, dass es keine formalen Beschränkungen gibt.. Das heißt, jeder und jede, unabhängig vom Bildungsabschluss und Alter, kann in der Regel kostenlos an dieser Form der Weiterbildung teilnehmen. Wie das Wort “Massive” impliziert, gibt es zudem keine Teilnehmer:innenbeschränkung.

Aber was genau sind MOOCs? Wie ist diese Form der Online Weiterbildung gestaltet?

MOOCs sind eine sehr flexible Form der Weiterbildung, da hier Lernvideos und online Material zur Verfügung gestellt und genutzt werden können. So können die Teilnehmer:innen selbstständig planen, wann sie ihre Aufgaben erledigen wollen. Der Kurs startet aber um eine bestimmte Uhrzeit und es existieren Zeitvorgaben für das Arbeiten und Lernen. MOOCs werden aber nicht nur komplett online angeboten. In dem MOOCs-Konzept des Inverse-Blended-Learning werden Online- und Präsenzlehre vereint. In dieser Kursform wird ein Austausch zwischen Kursteilnehmer*innen ermöglicht. Aber selbst wenn MOOCs nicht in dieser Form stattfinden, können Lernende in Foren miteinander kommunizieren.

Eine wichtige Grundlage für viele MOOCs sind zudem offene Bildungsressourcen, die auch als „Open Educational Resources” bezeichnet werden. Wie der Name schon vermuten lässt, stehen diese Lernmaterialien offen und frei zugänglich im Internet zur Verfügung, indem sie mit „offenen Lizenzen” versehen wurden. Das bietet noch einen weiteren Vorteil für die Kursteilnehmer:innen, denn diese können nach dem Ende des MOOCs weiterhin  auf die verwendeten Materialien zugreifen. Ein Beispiel für eine solche Lernplattform ist die österreichische Seite iMooX.at. 

Lernwerkstätten – Zusammen packen wir es an!

Im Gegenteil zu den gerade erwähnten MOOCs geht es bei bei den Lernwerkstätten – auch des öfteren Makerspaces genannt – um das Erlernen von digitalen Werkzeugen und das Lernen mit technischen Tools vor Ort. Darunter zählen unter anderem 3D-Drucker, elektronische Stick- und Nähmaschinen, aber auch der Umgang mit alltäglichen Geräten, wie etwa einem Scanner. Prinzipiell wird man darin geschult, mit diesen Geräten umgehen zu können.

Die Makerspaces sind eine neue Art der Volkshochschule. Sie werden häufig von ehrenamtlichen Initiativen und gemeinnützigen Unternehmen angeboten und durch öffentliche Einrichtungen unterstützt. Häufig werden sie in Volkshochschulen oder Bibliotheken angeboten. Doch leider sind sie, anders als die MOOCs, nicht immer kostenlos, da es sich um teils sehr hochwertige Geräte handelt.

Das Vorteilhafte an Makerspaces ist, dass man Sachen ausprobieren kann, mit denen man ggf. sonst nicht in Kontakt kommen würde. Denn wer kann schon von sich behaupten, mit einem 3D-Drucker oder einem großen Laserschneidegerät gearbeitet zu haben? Zudem können die Lernwerkstätten die Angst nehmen, sich weiterzubilden, denn man arbeitet nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Kursteilnehmer:innen.

Grenzenlose Möglichkeiten? – Herausforderungen der digitalen Weiterbildung

Auch wenn sich MOOCs hilfreich anhören, gibt es bestimmte Hürden, die überwunden werden müssen, damit man überhaupt erfolgreich an solchen Formaten der Weiterbildung teilnehmen kann. Betrachten wir das Ganze zunächst anhand des Beispiels EBmooc. Das ist ein MOOC, der in vielen Orten in Österreich sowohl online als auch in Präsenz angeboten wird. Im Jahr 2017 schlossen 35% (1083 Teilnehmer) von insgesamt 3064 angemeldeten Personen diesen Kurs erfolgreich ab. Was zwar eine hohen Prozentanteil für einen MOOC darstellt, ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl Österreichs trotz allem eine geringe Teilnehmeranzahl. Welche Ursachen hat diese geringe Teilnahme? Welche Hürden gilt es zu überwinden?

MOOCs sind sozusagen ein zweischneidiges Schwert. Das, was sie so flexibel macht, stellt auch eine Hürde dar: Denn die Onlinekurse setzen digitale Kompetenzen von Anfang an voraus! Wer sie nicht besitzt, kann an solchen Kursformaten nicht teilnehmen. Zudem zeigen Umfragen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen einen akademischen Hintergrund aufweisen. Aber sollten MOOCs nicht auch die breite Öffentlichkeit und die ferneren Bildungsmilieus erreichen?

An dieser Stelle lässt sich bereits sagen, dass die Möglichkeiten und Bandbreite von MOOCs noch nicht erschöpft werden. In Zukunft gilt es Menschen durch Werbung und einen erleichterten Zugang zu motivieren, sich aus eigener Initiative weiterbilden und lernen zu wollen! Es geht hier nicht nur darum, die Fähigkeit zu erlernen mit digitalen Medien umzugehen, sondern auch um die Fähigkeit sie souverän nutzen zu können. Weiterhin sollten nicht nur Menschen, die digitale Geräte in ihrem Beruf nutzen, in digitalen Bereichen weitergebildet werden. Es ist genauso wichtig, sich unabhängig vom Beruf in unserer stetig wandelnden digitalen Gesellschaft weiterzubilden. Dafür werden einerseits mehr Erwachsenenbildner:innen benötigt, andererseits müssen auch die Menschen von den Vorteilen der Weiterbildung überzeugt werden. Und wahrscheinlich stellt dies die größte Hürde dar, die es noch zu überwinden gilt.

Wie ist das bei dir, habt ihr viele Menschen in eurem Umfeld, die schon einmal mit digitalen Weiterbildungsmöglichkeiten in Kontakt gekommen sind? Falls nicht, konnten wir dir vielleicht ein paar neue Eindrücke vermitteln, die es sich lohnt, weiterzugeben!

Quellen:

Schön S., Ebner M. (2021) Digital gestütztes Lernen in der Erwachsenenbildung – wo liegt die Innovation?. In: Egger R., Härtel P. (eds) Bildung für alle?. Lernweltforschung, vol 36. Springer VS, Wiesbaden, pp. 231-252.

Bild 2: https://cdn1.stuttgarter-zeitung.de/media.media.e76f4d0f-0a7c-4b5a-bd94-54818d8c6333.original1024.jpg

Bild 3: https://www.conedu.com/conedu14/wp-content/uploads/2020/02/Teamfoto-Symbole_NEUn.png

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