Greta gegen Goliath – Kann Protest Einfluss nehmen?

von David Graf, Kilian Hocke, Noah Bußmann, Lynn Louise Just, Sarah Sophie Kappert und Lena Harjes

Wer kommuniziert der Politik eigentlich wie ernst die Lage ist?

Und wer kann wie Einfluss nehmen?

Die Wahlurne ist nicht die einzige Möglichkeit der politischen Partizipation!

„Politik der Straße“ als demokratische Widerstandsform

Die 68er-Bewegung, Montagsdemonstrationen, Occupy Wall Street oder Fridays for Future – all diese Proteste leisten Widerstand und wollen Aufmerksamkeit für gesellschaftliche, politische oder ökologische Probleme schaffen. Sie setzen die Politik unter Druck und machen die breite Öffentlichkeit auf den Ernst der Lage aufmerksam. Fridays for Future liefert dafür ein hervorragendes Beispiel, wie wichtig gewaltfreie, soziale Bewegungen sind, um eine gesellschaftliche Entwicklung anzustoßen. Doch wie lässt sich ein solches Netzwerk von Gruppen und Individuen genauer definieren? Welches kollektive Ziel wird durch andauernde, gemeinsame und öffentliche Mobilisierung angestrebt?

Im Auge des Betrachtenden

Mögliche Deutungsrahmen liefert die FramingAnalyse der Protest- und Bewegungsforschung. Dieser Ansatz besagt, dass jedes soziale Phänomen durch individuelle Bewertungskriterien unterschiedlich interpretiert wird. Die Frames bilden ein wichtiges Narrativ für die Bewegung, wodurch die Anhänger:innen die Öffentlichkeit von ihrem Handeln überzeugen und mit ins Boot holen können.

Erst FFF gelang es – nach jahrzehntelangem institutionalisierten umweltpolitischen Engagement – das Thema Klimagerechtigkeit in die Öffentlichkeit zu bringen und weltweit Millionen Sympathisant:innen einen politischen Partizipationsraum zu eröffnen.

Die Grünen sind seit den letzten Wahlen in Österreich und in Deutschland mit in der Regierungsverantwortung und das Thema Klimapolitik machte einen großen Teil des Wahlkampfes aus. Hinzu kommt der Green New Deal der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen, der explizit auf die Erwartungen der FFF Demonstrant:innen eingegangen sein soll. Unterstützt wird die Klimabewegung dabei von einer beachtlichen Anzahl von „for-future“-Untergruppen, wie „Nerds for Future“, „Psychologists for Future“ oder „Scientists for Future“.

Wissenschaftliches Backup (S4F)

Wissenschaftler:innen warnen schon seit Jahren neutral und seriös, statt auf emotionaler Ebene, wie FFF, vor den Folgen der Klimakrise, doch eine Reaktion darauf ist nicht zu erkennen.

Mit der Scientists for Future Bewegung (S4F) scheint sich dieses Bild nun zu verändern. Die Bewegung wird mittlerweile schon von 27.000 Wissenschaftlern gestützt und stellt sich hinter die Forderungen der Fridays for Future Bewegung. In einem Statement erklärten die Forscher:innen auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass die Anliegen der Bewegung berechtigt und gut begründet seien.

Die Bewegung sieht ihre Aufgabe nicht im Protest auf der Straße, sondern geben der FFF-Bewegung Rückenwind und betonen erneut die Verantwortung der Politik.

Was für einen Einfluss dieses Umdenken auch auf Seite der Wissenschaft hat, wird sich noch zeigen. Es wird allerdings klar, dass durch eine weltweite mangelhafte Klimapolitik die Stimmen für einen politischen Wandel immer lauter und vielzähliger werden.

Fridays for Future sind also nicht einfach gelangweilte Schüler:innen, die gerne schwänzen möchten, sondern eine von der Wissenschaft und einem großen Teil der Gesellschaft bestärkte, organisierte Bewegung. Es ist also wichtig, der „Politik der Straße“ in Form von gewaltfreien Bürgerinitiativen genauer zuzuhören und dessen Wert für die Demokratie zu betonen. Als „Spaziergänge“ getarnte und Wissenschaft missachtende Protestaktionen untergraben jedoch jeglichen guten Willen dieser demokratischen Partizipationsmöglichkeit.

Quellen:

Daniel, A., Deutschmann, A., Buzogány, A., & Scherhaufer, P. (2020). Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern: Eine Framing-Analyse der Fridays for Future. SWS-Rundschau, 60(4), 365-384.

von Zabern, L., & Tulloch, C. D. (2021). Rebel with a cause: the framing of climate change and intergenerational justice in the German press treatment of the Fridays for Future protests. Media, Culture & Society, 43(1), 23–47.

https://fff-muenster.de/forfuturegruppen/

https://de.scientists4future.org/ueber-uns/stellungnahme/

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