Medienkompetenz! Die haben wir doch alle, oder?

von Laura Malsbenden, Sophie Rhinow, Saskia Lindemann, Julia Mihajlovski und Emilie Morlang

Medienkompetenz! Klingt simpel, aber was genau steckt dahinter? Würde nicht jeder von uns erst einmal behaupten, er wäre kompetent im Umgang mit Medien? Aber sind wir das wirklich? Hinter dem Begriff verbirgt sich nämlich viel mehr als auf den ersten Blick vermutet. Können wir seriöse Internetquellen von unseriösen unterscheiden? Ist uns die Reichweite unserer Posts und Tweets auf Social Media bewusst? Besitzen wir wirklich sämtliche Fähigkeiten, die relevant sind, um sicher und souverän im Netz agieren zu können? 

In diesem Beitrag wollen wir uns dem Thema der Medienkompetenz widmen. Dabei sollen verschiedene Konzepte für das Navigieren in einer digitalen Gesellschaft vorgestellt und ihr Zusammenhang mit Digital Literacy und politischer Bildung herausgestellt werden.

Was ist Medienkompetenz?

Heutzutage ist ein kompetenter Umgang mit Medien wichtiger denn je, immerhin findet ein erheblicher Teil unseres Lebens digital statt. Wir vernetzen uns mit anderen über soziale Medien, nutzen Online-Nachrichtenangebote und streamen Videos auf interaktiven Plattformen wie YouTube. Doch allein das Wissen über die Existenz und die Funktionsweise dieser Medien reicht nicht aus. Wir müssen uns sowohl theoretisch als auch praktisch mit ihnen auseinandersetzen, um ihr Potenzial ebenso wie ihre Risiken erkennen zu können. 

Der Begriff der Medienkompetenz wird von Dieter Baacke als das selbstbestimmte Handeln sowie das kritische Auseinandersetzen mit und das angewendete Wissen über Medien definiert. Es geht um einen aufmerksamen und vor allem reflexiven Gebrauch der öffentlich verbreiteten Kommunikationsmittel. Dabei wird geschaut, was für Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen Medien in Bezug auf das gesellschaftliche Leben mit sich bringen. Wie also kann ein kompetenter Umgang mit all den verfügbaren Angeboten gewährleistet werden? 

Vier Kriterien sind hierbei von besonderer Relevanz: 

  1. Offenheit: Ein interaktiver Austausch ist wichtig, um neue Erkenntnisse zu generieren. Offene Lizenzen gewähren unterschiedlichen Zielgruppen Zugang zu Materialien und ermöglichen so ein gemeinsames Arbeiten. 
  2. Partizipation: Digitale Angebote sollten nicht nur genutzt, sondern auch aktiv mitgestaltet werden können. So werden Demokratie und Selbstbestimmung Teil der Bildungsfrage. 
  3. Gesellschaftsrelevanz: Der Umgang mit Medien sollte stets ein kritischer sein, denn nicht alle Informationen sind gleich seriös. Nur wer Fake News von Fakten unterscheiden kann, ist in der Lage zu einer souveränen Meinungsbildung zu gelangen. 
  4. Lebensweltorientierung: Die medienpädagogischen Angebote sollen an unserer Lebenssituation anknüpfen. Insbesondere jungen Menschen soll auf diese Weise ein besserer Zugang zu bestimmten Themen ermöglicht werden. 

Die mediale Entwicklung verläuft rasant und bedarf einer steten Anpassung an veränderte Gegebenheiten. Deshalb greift der Begriff der Medienkompetenz zu kurz – es braucht einen Terminus, der souveränes Handeln in und Teilhabe an der digital geprägten Gesellschaft zutreffend beschreibt: Digital Literacy.

Zwei Konzepte der “Digital Literacy”

“Digital Literacy” beschäftigt sich ebenfalls damit, Menschen den Umgang mit Medien näher zu bringen. Es gibt verschiedene Konzepte, drei sollen hier näher vorgestellt werden

Das 4-K-Modell beispielsweise betont das Zusammenspiel zwischen Medien und Gesellschaft und stellt obendrein die Kompetenzen Kreativität, Kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation in den Vordergrund. Klingt verständlich, oder? Das Problem ist nur, dass sich das Konzept mehr auf die wirtschaftlichen Interessen als auf die politische Bildung bezieht.

Ein weiteres Modell der “Digital Literacy” ist das 8 Cs of Digital Literacy von Doug Belshaw. Dieses beschreibt die folgenden acht Elemente: “Cultural”, “Creative”, “Constructive”, “Communicative”, “Confident”, “Cognitive”, “Critical” und “Civic”. Hier ist anzumerken, dass die Begriffe nicht streng voneinander zu trennen sind und auch bei einer Übersetzung ins Deutsche Vorsicht geboten ist, um die Bedeutung nicht zu verfälschen. Mit “Critical” beispielsweise ist keinesfalls gemeint, sich möglichst viel zu beschweren, sondern es geht um eine analytische und kritische Denkweise. Auch bei “Civic” kommt es des Öfteren zu Missverständnissen, da es unterschiedlich übersetzt und dementsprechend gedeutet werden kann. Essentiell ist hierbei das Individuum, welches mit und in der Gesellschaft interagiert. 

Das Frankfurter Dreieck ist ein Ansatz, der zur Vermittlung von Kompetenzen verschiedene Perspektiven in den Blick nimmt. Der Betrachtungsgegenstand, also ein digitales Phänomen, wird auf gesellschaftliche und kulturelle Wechselwirkungen untersucht und auch angesichts technologischer und medialer Strukturen sowie Funktionen ergründet. Des Weiteren wird die Perspektive der Interaktion berücksichtigt, also die Nutzung, Handlung und Subjektivierung. Bezüglich der gesellschaftlichen Wechselwirkungen kann auch auf die politische Bildung Bezug genommen werden. Die Perspektive der technologischen Strukturen behandelt vor allem das Medium, in dem das Phänomen normalerweise auftritt, wie etwa Instagram als eine Social Media Plattform. Die Interaktionsperspektive zeigt die Mediennutzungsgewohnheiten und -motive der Nutzer auf.

Wie gelingt das Zusammenspiel mit politischer Bildung?

Das Ziel von politischer Bildung ist es, allen Menschen zu ermöglichen, ein Teil des politischen und gesellschaftlichen Lebens zu sein. Vor allem die Mediennutzung hat einen erheblichen Anteil daran. Daher stellt sich die Frage wie “Digital Literacy” mit politischer Bildung vereinbar ist. Die Meinungsbildung findet mittlerweile zu großen Teilen über Medien und insbesondere über Social Media statt. Es ist wichtig, dass gerade Jugendliche lernen, mit verschiedenen Meinungen und einer Vielzahl von Informationen angemessen umzugehen, vor allem im Hinblick auf eine politische Orientierung. 

In Bezug auf das Zusammenspiel von Digital Literacy und politischer Bildung ist beispielsweise die Emanzipation durch Technologie zu nennen. So gibt es mehrere Organisationen und Veranstaltungen, die sich zur Aufgabe nehmen, Jugendlichen die technischen Möglichkeiten sowie das Prinzip der Meinungsbildung im Netz näherzubringen.

Wie werden Konzepte wie “Digital Literacy” an die Bürger: innen herangetragen? Der einfachste Weg wäre dabei zunächst über den traditionellen Schulunterricht. Aufgrund der Schulpflicht würde jedes Kind zwangsläufig mit digitalen Konzepten konfrontiert werden, sofern sie denn Bestandteil des Unterrichts sind. Deshalb wurden bei der Kultusministerkonferenz verschiedene Kompetenzen ausgearbeitet, die in den Schulen berücksichtigt werden sollen. Der von ihnen geschaffene Rahmen ist für die Bildungseinrichtungen verbindlich.  Vielzählige Beispiele der letzten Jahre zeigen, dass Diskurse, Effekte, Meinungs- und Willensbildung auch online stattfinden und einen Einfluss auf Politik ebenso wie auf die Gesellschaft nehmen. Die vorgestellten Konzepte verschaffen einen Überblick der aktuellen Lage, die sich allerdings tagtäglich verändert. Medien spielen in der heutigen Zeit eine zentrale Rolle, weshalb der richtige Medienumgang nach oben auf die Tagesordnung gesetzt werden muss. Es ist bedeutsam, dass wir lernen, uns kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen. Es ist wichtig zu verstehen, wie Medien funktionieren, was ihre Aufgaben sind und auf welche Art und Weise sie uns bilden können. Wir gestalten mit Medien unsere Gesellschaft und genauso formen Medien unsere Gesellschaft. Die Verknüpfung von “Digital Literacy” mit politischer Bildung ist demnach auf vielen Ebenen notwendig. Welche Medienkompetenzen in Zukunft wichtig sein werden und wie diese sich weiterentwickeln, bleibt ungewiss. Was wir aber wissen ist, dass die Forschung sich ständig weiterentwickeln und dem komplexen Thema der Medienkompetenz weiter auf der Spur sein wird.

Quellen:

Medienkompetenz und Digital Literacy. Available: https://www.bpb.de/ler-nen/digitale-bildung/politische-bildung-in-einer-digitalen-welt/324982/me-dienkompetenz-und-digital-literacy

Kompetenzen für die „digitale Welt“ und politische Bildung. Available: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/politische-bildung-in-einer-digi-talen-welt/324976/kompetenzen-fuer-die-digitale-welt-und-politische-bild-ung

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