Wissenschaft wird frei zugänglich – Wie nutzen Forschende digitale Medien zur Wissenschaftskommunikation?

von Julian Rottmann und Jennifer Buchmiller

Die digitalen Medien haben innerhalb der letzten Jahre einen beeindruckenden Wandel hingelegt. Angefangen als eingeschränktes Informationsmedium für ausgewählte Personen bestimmen sie heute unseren Alltag. Das Internet ist für die heutigen Generationen nicht mehr wegzudenken. Durch die Einführung und Etablierung der sozialen Medien hat sich unsere Kommunikation und unser Verständnis der digitalen Welt massiv erweitert. Dies führt dazu, dass sich auch die Wissenschaft mit den digitalen und sozialen Medien auseinandersetzen muss, um den Anschluss an die Gesellschaft nicht zu verlieren. Die öffentliche Kommunikation hat sich geändert und ist jetzt freier und zugänglicher denn je. Der deutsche Wissenschaftsjournalismus ist stark etabliert, ähnlich wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Das digitale Zeitalter stellt traditionelle Geschäftsmodelle des Journalismus auf den Kopf. 

Was versteht man unter Wissenschaftskommunikation und was sind digitale Medien?

Wissenschaftskommunikation umfasst ein breites Spektrum an Kommunikationsformaten, die sich an eine vielfältige Öffentlichkeit richtent, um Meinungsbildung zu fördern und zu multiplizieren. Nach Burns (2003) wird Wissenschaftskommunikation definiert als eine Möglichkeit in Diskussions-, bzw. Dialogform Medien zu nutzen und über wissenschaftliche Themen nachzudenken. Dadurch sollen Menschen untereinander in eine Diskussion kommen und bei verschiedenen Inhalten gegenseitig unterschiedliche Reaktionen wie z.B. Bewusstsein, Aufklärung, Meinung etc. hervorrufen.

Das Internet als Plattform ermöglicht hierbei einen Diskurs der grundsätzlich frei zugänglich für alle ist. Damit heben sich die digitalen Medien von weiteren öffentlichen Medien, wie z.B. Zeitungen, ab. Kommunikation und Meinung ist somit nicht mehr nur von “Eliten” gemacht, sondern jede:r kann zum/r Akteur:in werden. Dies muss bei einer möglichen eigenen Beteiligung bedacht werden. Durch die Anonymisierung im Internet ist außerdem nicht mehr eindeutig erkennbar, wer Wissenschaftler:in ist, sondern jede:r kann zum/r “wissenschaftlichen” Akteur:in werden. 

Einblick in die Forschung zur Wissenschaftskommunikation in der digitalen Welt 

In einer von der Kommunikationswissenschaftlerin Birte Fähnrich (2021) durchgeführten Studie geht es um die Frage, wie Wissenschaftskommunikation auf die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, welche  durch die digitale Transformation hervorgerufen werden, konzeptualisiert werden kann. Zur Beantwortung dieser Frage stützt sich diese Veröffentlichung auf die Ergebnisse einer Delphi-Studie mit 31 herausragenden internationalen Wissenschaftler:innen aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation. Es wird ein gemeinsamer Ansatz vorgestellt, welcher die Online-Wissenschaftskommunikation im weitesten Sinne konzeptualisiert. Dieser setzt sich mit unterschiedlichen Standpunkten auseinander, da er spezifische Merkmale identifiziert, welche eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Settings der Wissenschaftskommunikation ermöglichen. Es wird argumentiert, dass ein solcher Ansatz für eine zeitgemäße Analyse der Wissenschaftskommunikation besser geeignet ist. Außerdem ist er für professionelle Kommunikatoren und politische Entscheidungsträger hilfreich, um die Interaktionen von Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext der digitalen Medienlandschaft zu verstehen. 

Mögliche Folgen für die Wissenschaft

Kritiker:innen befürchten ein unkontrolliertes Wachstum an Wissenschaftskommunikation durch z.B. die Erschließung neuer Kommunikationskanäle. Dabei wird gerade die Qualität der wachsenden und frei zugänglichen Wissenschaftskommunikation kritisch betrachtet. Auch im gerade veröffentlichten Koalitionsvertrag der SPD für 2021-2025 wird die Bedeutung des Austausches zwischen Wissenschaft und Gesellschaft betont. Ihr Ziel: Wissenschaftsjournalismus und  wissenschaftliche Veröffentlichungen in digitalen und analogen Medien durch unabhängige Stiftungen fördern.

Chance oder Gefahr? Der Wandel der digitalen Welt stellt für die Wissenschaftskommunikation eine zuvor nicht dagewesene Chance dar: Wissenschaft direkt und unkompliziert in weite Teile der Gesellschaft zu streuen und sie damit nahbar zu gestalten. Es bietet die Chance des Austausches zwischen Laien und Expert:innen, aber auch den Diskurs und die Vernetzung unter den wissenschaftlichen Expert:innen selbst. In dieser Euphorie sollten wir aber nicht vergessen, dass die Chance der ungefilterten Kommunikation auch Risiken mit sich bringt.

Quellen: 

Burns, T. W., O’Connor, D. J., & Stocklmayer, S. M. (2003). Science Communi- cation: A Contemporary Definition. Public Understanding of Science, 12(2), 183–202.

Fähnrich, B. (2021). Conceptualizing science communication in flux— a framework for analyzing science communication in a digital media environment. JCOM 20 (03), Y02.

Ziegler, R. & Fischer, L. (2020). Ziele von Wissenschaftskommunikation – Eine Analyse der strategischen Ziele relevanter Akteure für die institutionelle Wissenschaftskommunikation in Deutschland, 2014-2020, Wissenschaft im Dialog, Berlin.

https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf

https://www.wissenschaftskommunikation.de/wissenschaftsjournalismus-im-digitalen-zeitalter-47821/

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