Das beeinflusst Entscheidungen bei Fridays for Future

Demonstrant*innen von Fridays for Future gehen auf einer Straße.
FFF-Demonstrant*innen im Mai 2019 in Leipzig. Quelle: Tobias Möritz, https://www.flickr.com/photos/tobimori/48462502747/

von Philipp Krach

Nach rund 1,5 Jahren ging unser hochspannendes Projekt „Fridays for Future meets Citizen Science“ im vergangenen Jahr zu Ende. Die intensive Zeit des gemeinsamen Forschens war für alle Beteiligten aufregend und lehrreich zugleich. Wir haben nicht nur voneinander und übereinander gelernt, sondern vor allem Fridays for Future erforscht, insbesondere die Entscheidungsprozesse innerhalb der Bewegung. Unsere Ergebnisse haben wir in drei Kategorien unterteilt: Basisdemokratie, informelle Hierarchien und personenbezogene Faktoren. Diese möchten wir in diesem Beitrag vorstellen.

Basisdemokratie

Bei Fridays for Future wird das basisdemokratische Grundprinzip großgeschrieben. Deutlich zu sehen ist dies in der generellen Offenheit der Bewegung, in welcher alle Beteiligten grundsätzlich die gleichen Rechte haben und sich einbringen können. Für Neulinge kann der Einstieg bisweilen schwer sein, da der Organisationsgrad ein hohes Maß erreicht hat und die Strukturen erst verstanden werden müssen. Die von uns befragten Personen schätzen ihre Selbstwirksamkeit auf regionaler Ebene — das heißt in ihren Ortsgruppen — deutlich höher ein als auf nationaler Ebene. Dies liegt unter anderem daran, dass jede Ortsgruppe Delegierte wählt, um sie auf der Bundesebene zu repräsentieren. Aus diesem Grund müssen sich die Ortsgruppenmitglieder an jene Vermittlungsakteure wenden, wenn sie ihre Ideen auf der nationalen Ebene einbringen möchten. Einige Befragte bevorzugen eine höhere Effizienz gegenüber basisdemokratischen Grundprinzipien, weil letztere die Entscheidungsfindung verzögern können. 

Informelle Hierarchien

Trotz der basisdemokratischen Grundhaltung treten informelle Hierarchien zum Vorschein, welche auf ein Informationsungleichgewicht innerhalb der Bewegung zurückzuführen sind. Dabei spielen Freundeskreise und Netzwerke innerhalb der Bewegung eine große Rolle, weil darin Informationen geteilt und ausgetauscht werden. Diese werden aber nicht immer nach außen weitergegeben. In diesem Zusammenhang gibt es eine Kontroverse darüber, ob es eine sogenannte Bundesorga gab oder gibt. Damit ist ein bestimmter Personenkreis gemeint, der an der Spitze von FFF steht und die Ausrichtung der Bewegung bestimmt. 

Personenbezogene Faktoren

Unter den personenbezogenen Faktoren fassen wir Kompetenzen und Eigenschaften zusammen, welche den persönlichen Einfluss einer Person auf die Bewegung erhöhen können. Hierunter fällt zum Beispiel die Erfahrung einer Person, deren angeeignetes Wissen oder auch die Fähigkeit zum aktiven Aufbau von Netzwerken. So können Mitglieder, die schon lange bei FFF dabei sind oder einen bestimmten Fachbereich gut kennen, die Diskussionen und Entscheidungsprozesse besser voranbringen als jene, die nicht über solche Kompetenzen verfügen. So haben Aktivist:innen oftmals einen größeren Erfahrungsschatz und können weitreichendere Netzwerke aufbauen, wenn sie über längere Zeiträume in fachspezifischen Arbeitsgruppen tätig sind.

Einhergehend mit Befunden aus der Partizipationsforschung bestätigen unsere Ergebnisse, dass die verfügbare Zeit als grundlegende Ressource das Aktivitätsniveau deutlich mitbestimmt. Je mehr Ressourcen eine Person mitbringt, umso wahrscheinlicher ist demnach die Möglichkeit der Einflussnahme auf Entscheidungen.

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